Harburger Hundehalle steht vor der Auflösung

Restliche Tiere sollen in eine private Einrichtung umquartiert werden. Schließung in drei Wochen?

Von Deborah Knür

Die Harburger Hundehalle steht kurz vor ihrer Schließung. Auch für die letzten dort untergebrachten so genannten Kampfhunde der Kategorie 1 ist nun eine andere Lösung gefunden worden. In zwei bis drei Wochen können die Tiere voraussichtlich umquartiert und die Zwinger endgültig geschlossen werden.

Rund 60 Hunde, die als unvermittelbar gelten, befinden sich derzeit noch in der eigens angemieteten und umgebauten Halle im Harburger Hafen. Der größte Teil von ihnen soll in Kürze in einen privaten Betrieb in der Nähe von Bad Bramstedt umquartiert werden. "Der Betreiber der dortigen Anlage, Klaus Meyer, macht zurzeit noch die dafür nötige Kapazitätserweiterung", erklärte der Leiter des Hamburger Tierschutzvereins, Wolfgang Poggendorf. Schon in zwei bis zweieinhalb Wochen könnte die Harburger Halle leer sein, so Hamburgs oberster Tierschützer.

Wenn nötig könne auch das Tierheim in der Süderstraße noch den einen oder anderen Hund übergangsweise aufnehmen, die meisten sollen allerdings auf die private Anlage wechseln. Die Behörde von Gesundheitssenator Peter Rehaag, so Poggendorf, finanziere den Aufenthalt der Hunde vor den Toren der Stadt. Das allerdings sei wesentlich günstiger als die weitere Unterbringung in der Harburger Hundehalle und dürfte dem Senator daher entgegenkommen, der dort dringend Geld sparen wollte. Klaus Meyer betreute mit seiner Crew die Hunde bisher in der Harburger Halle.

Die Halle, die von der Stadt ursprünglich zunächst bis zum Jahr 2003 angemietet worden war, kostete allein im vergangenen Jahr rund 235.000 Euro Miete. Hinzu kamen über 50.000 Euro im Monat für die Pflege und Bewachung der Kategorie 1-Hunde. Ein Wachdienst muss die Halle rund um die Uhr sichern. "Die ist besser bewacht als der Hamburger Flughafen", sagt Poggendorf.

Einen Teil der über 460 Hunde, die seit dem Inkrafttreten der Hundeverordnung abgegeben oder eingezogen und in die Halle oder die zunächst eingerichtete Auffangstation im UKE gebracht worden waren, konnten vom Hamburger Tierschutzverein nach entsprechenden Tests wieder vermittelt werden. Ein weiterer Teil wurde an Tierheime in anderen Bundesländern vermittelt. Weit über 80 der so genannten Kampfhunde mussten eingeschläfert werden, weil sie krank oder aggressiv waren.

Bei einem Teil der verbliebenen rund 60 Hunde in Harburg laufen noch Widerspruchsverfahren. "Das sind Fälle, wo die Hunde eingezogen wurden und die Besitzer Widerspruch eingelegt haben", erklärt Wolfgang Poggendorf. Diese Verfahren dauerten zum Teil sehr lange, was für die Zukunft der Tiere dramatisch sei, so der Leiter des Tierschutzvereins.

Poggendorf hatte die Zusammenarbeit mit der Stadt zum Sommer aufgekündigt, weil ein Teil der Hunde seinen Angaben zufolge fälschlicherweise vom Kontrolldienst eingezogen worden sei und den Besitzern anschließend habe zurückgegeben werden müssen.

Grundlage der Einziehung der gefährlichen Tiere ist die Hamburger Hundeverordnung, die am 28. Juni 2000, zwei Tage nachdem so genannte Kampfhunde den sechsjährigen Volkan auf dem Schulhof totgebissen hatten, eingeführt wurde. Sie ist eine der härtesten Verordnungen der Republik. Kategorie 1-Hunde gelten danach grundsätzlich als gefährlich. Ihre Haltung ist nur mit besonderer Genehmigung und unter strengen Auflagen erlaubt. Elf Rassen gelten als Kategorie 2-Hunde und können ihre Gefährlichkeit bei einem Wesenstest widerlegen.

DIE WELT, 16.03.2002, Hansestadt Hamburg