Süddeutsche Zeitung, BERLIN-SEITE, Montag, 5. März 2001

Bayern Seite 10 / Deutschland Seite 10 / München Seite 10

Nicht ohne meinen Pitbull

Senat gegen Transportverbot von Kampfhunden in Bus und Bahn

Hundehalter werden in Berlin künftig wohl häufiger zu Fuß gehen oder mehr mit dem eigenen Auto fahren müssen. Seit Anfang des Monats dürfen in Bahnen, Bussen und Regionalzügen des Verkehrverbundes Berlin-Brandeburg keine Kampfhunde mehr mitgenommen werden. Große Hunde dürfen nur noch mit Maulkorb und an der Leine, kleine Hunde lediglich „in geeigneten Behältnissen auf dem Schoß“ mitfahren. „Ziel der Aktion ist es, die Sicherheit der Fahrgäste zu erhöhen“, erklärte eine Sprecherin des Verkehrsverbundes.

Von dem Transportverbot im öffentlichen Nahverkehr sind die zwölf Rassen betroffen, die nach einer Senatsliste als besonders gefährlich gelten. Trotzdem würde Sozialsenatorin Gabriele Schöttler (SPD) die Entscheidung am liebsten zurückzunehmen: „Ich finde das Ganze kontraproduktiv. Auch die Besitzer von Kampfhunden müssen fair und anständig behandelt werden.“ Ein Verbot gehe in die falsche Richtung und führe zu Benachteiligungen von Hundehaltern ohne Auto, sagte die Senatorin. Die Mehrzahl der Berliner Hundehalter verhält sich nach Schöttlers Einschätzung verantwortungsbewusst. Die Zahl der Hundebisse sei im Vorjahr gegenüber 1999 um rund 20 Prozent zurück gegangen. Unterstützung erhält die Senatorin von der Berliner Tierärztekammer. Sie kritisierte die Entscheidung ebenfalls und forderte in einem offenen Brief an die Senatsverwaltung „die sofortige Rücknahme der Anordnung“.

Viel Erfolg dürften die Proteste nicht haben. „Wir stehen zu dem Verbot. Für eine Rücknahme gibt es unserer Meinung nach überhaupt keinen Anlass“, verteidigte sich eine Sprecherin des Verkehrsverbundes. Auch in Städten wie München, Hamburg und Karlsruhe gäbe es ein solches Beförderungsverbot.

Dass sich einige Kampfhund-Besitzer an die neue Regelung nicht halten werden, konnte man am Samstag beobachten. Rund 20 Halter versammelten sich mit ihren Tieren am Bahnhof Lichtenberg, um gegen das Verbot zu demonstrieren. Nach der kurzen Kundgebung fuhren sie mit ihren Hunden wieder nach Hause. Mit der S-Bahn.