PROBLEM

Kampfhunde kosten 128 000 Euro im Monat

86 Tiere wurden bisher eingeschläfert. Noch 90 Kategorie-1-Hunde leben in der Harburger Halle. Sie sind quasi nicht zu vermitteln.

Vom Karsten Broockmann

Neuer Streit um die Hamburger Hundeverordnung: Tierheimchef Wolfgang Poggendorf hat jetzt die Kooperation mit der Stadt zum 31. August 2002 aufgekündigt. Wichtigster Grund: "Von 370 Hunden, die uns seit dem Inkrafttreten der Hundeverordnung vom Kontrolldienst ins Tierheim gebracht wurden, mussten 118 wieder an die Besitzer zurückgegeben werden, weil sie gar nicht unter die Verordnung fielen." Das habe viel Zeit und Geld gekostet.

Noch mehr kostet die Stadt allerdings die gemietete Hundehalle in Harburg, die nach Meinung Poggendorfs inzwischen ebenfalls überflüssig ist. "Die Hundeverordnung hat gegriffen, die Halle kann aufgelöst werden", sagt er.

Im vergangenen Jahr zahlte Hamburg allein an Miete 466 000 Mark. Hinzu kamen rund 100 000 Mark monatlich für die Pflege und Bewachung der untergebrachten Hunde. Einschließlich des Kontrolldienstes, der tierärztlichen Versorgung, des Verwaltungsaufwandes und der Zuschüsse an den Hamburger Tierschutzverein kostete die Umsetzung der Hundeverordnung den Steuerzahler 2001 rund drei Millionen Mark (ca. 1,534 Millionen Euro).

Dafür haben seit Inkrafttreten der Hundeverordnung im Juli 2000 rund 460 Tiere die Hundehalle oder das provisorische erste Auffanglager im UKE durchlaufen. Einige mussten ihren Besitzern zurückgegeben werden. 86 aggressive oder kranke Tiere wurden bis heute eingeschläfert. 98 Tiere wurden vermittelt, 208 Hunde befinden sich derzeit in der Halle.

Und sie sind das nächste große Problem: Denn 100 der Harburger Hunde könnten nach Aussage von Landestierarzt Dr. Peter Brehm sofort vermittelt werden. Sie haben den Wesenstest bestanden. Aber: Mehr als 90 Tiere sind so genannte Kategorie-1-Hunde, die grundsätzlich als gefährlich gelten. Interessenten müssen nicht nur einen lupenreinen Lebenslauf und Sachkunde vorweisen, sie müssen auch ihr "berechtigtes Interesse" an der Haltung des Hundes belegen.

Und das ist in Hamburg praktisch unmöglich, weil es politischer Wille ist, die Tiere von der Straße zu bekommen. So ist bis heute nicht einer der 48 Kategorie-1-Hunde, die durch den HTV vermittelt wurden, in Hamburg geblieben. Das bringt die Behörden nun in Schwierigkeiten. Denn Gesundheitssenator Peter Rehaag (Schill-Partei) will die Kosten für die Hunde so schnell wie möglich senken.

"Dabei werden wir uns natürlich auf dem Boden des Gesetzes bewegen", sagt Behördensprecher Michael Mrozek und tritt damit Gerüchten entgegen, die Hunde würden ohne Einzelfallprüfung eingeschläfert. Gegenwärtig bemühe sich eine Expertenrunde, schnellstmöglich ein Konzept zu finden.

Auf einen Vorschlag Poggendorfs, der anders als die Behörde 18 der freigegebenen Kategorie-1-Hunde für unvermittelbar hält, hat die Stadt bislang nicht reagiert. Poggendorf hat nach eigenen Angaben angeboten, 150 Hunde für 115 000 Euro - weniger als die Kosten eines Monats - auf Heime des Deutschen Tierschutzvereins in anderen Bundesländern zu verteilen. Die Halle könnte dann geschlossen werden.

http://www.abendblatt.de/contents/ha/news/lokales/html/180102/1418KAB29.HTM